| Die Auswahl der hier genannten Texte wurde von den SchülerInnen durchgängig
positiv aufgenommen. Jeder Text sprach eine Mehrheit der SchülerInnen aus unterschiedlichen Gründen an. Der Textauszug
von Özdamar traf auf hohe Akzeptanz bei den SchülerInnen, weil die beiden türkischen Schülerinnen wegen ihres
familiengeschichtlichen Hintergrundes ein reges Interesse aufbrachten. Die hohe Akzeptanz der türkischen Schülerinnen
in der Klasse und die hohe Gegenwärtigkeit türkischer Kulturen in der Lebenswelt der anderen SchülerInnen motivierte
die nicht-türkischen Klassenmitglieder ebenfalls. Darüber hinaus interessierten sie sich für die Protagonistin, die
wie sie ihr Leben zu Beginn des Eintretens in die Arbeitswelt schildert. Dieser Text schaffte demnach genügend
Voraussetzungen für eine Bereitschaft zur Empathie und zum Perspektivwechsel. Die Erzählung von Bernhard Schlink
wurde ebenfalls motiviert angenommen. Die SchülerInnen waren schnell von sich aus bereit, ihre Erfahrungen mitzuteilen,
die sie als Deutsche mit Personen anderer Kulturen gemacht haben. Die beiden türkischen Schülerinnen waren
interessiert zu erfahren, dass auch Deutsche auf Vorurteile treffen. Die Bereitschaft, von persönlichen Erlebnissen
sprechen zu wollen - ohne explizites Nachfragen meinerseits - deute ich als Zeichen einer hohen Motivation, sich
auf die Erzählung von Schlink einzulassen. Die beiden Charaktere boten ebenfalls Identifikationsmöglichkeiten. Die
SchülerInnen nahmen an, dass die Charaktere ihrer Altersgruppe entsprechen. Die lebensweltliche Nähe war somit gegeben.
Der Konfliktanlass (Löcher in der Kleidung) war für sie ebenfalls nachvollziehbar. Der Textauszug von Rock war
zunächst durch seine spezielle Orthografie befremdend für die SchülerInnen, was aber ihre Aufmerksamkeit weckte.
Zudem führte die gebotene Außenperspektive auf das "typisch Deutsche" zu einer eigenen distanzierten Haltung gegenüber
Stereotypen und Vorurteilen. Der Textauszug bietet den SchülerInnen kaum Identifikationsmöglichkeiten durch den
Ich-Erzähler. Was die SchülerInnen jedoch an dem Text interessierte, waren die Stereotype oder Vorurteile, die er
benennt.
Methodisch beschränkte sich mein Vorgehen weitgehend auf analytische Verfahren. Die Texte wurden unter bestimmten
Fragestellungen untersucht und durch Fachtexte ergänzt. Die Fragestellungen bezogen sich auf die zu Beginn des
Kapitels von den SchülerInnen genannten Aspekte von Kultur.
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