furthermore...     Interkulturelles Lernen
     
 
 3.4 Praxiserfahrung zur Textauswahl und methodischer Umsetzung
 Die Auswahl der hier genannten Texte wurde von den SchülerInnen durchgängig positiv aufgenommen. Jeder Text sprach eine Mehrheit der SchülerInnen aus unterschiedlichen Gründen an. Der Textauszug von Özdamar traf auf hohe Akzeptanz bei den SchülerInnen, weil die beiden türkischen Schülerinnen wegen ihres familiengeschichtlichen Hintergrundes ein reges Interesse aufbrachten. Die hohe Akzeptanz der türkischen Schülerinnen in der Klasse und die hohe Gegenwärtigkeit türkischer Kulturen in der Lebenswelt der anderen SchülerInnen motivierte die nicht-türkischen Klassenmitglieder ebenfalls. Darüber hinaus interessierten sie sich für die Protagonistin, die wie sie ihr Leben zu Beginn des Eintretens in die Arbeitswelt schildert. Dieser Text schaffte demnach genügend Voraussetzungen für eine Bereitschaft zur Empathie und zum Perspektivwechsel. Die Erzählung von Bernhard Schlink wurde ebenfalls motiviert angenommen. Die SchülerInnen waren schnell von sich aus bereit, ihre Erfahrungen mitzuteilen, die sie als Deutsche mit Personen anderer Kulturen gemacht haben. Die beiden türkischen Schülerinnen waren interessiert zu erfahren, dass auch Deutsche auf Vorurteile treffen. Die Bereitschaft, von persönlichen Erlebnissen sprechen zu wollen - ohne explizites Nachfragen meinerseits - deute ich als Zeichen einer hohen Motivation, sich auf die Erzählung von Schlink einzulassen. Die beiden Charaktere boten ebenfalls Identifikationsmöglichkeiten. Die SchülerInnen nahmen an, dass die Charaktere ihrer Altersgruppe entsprechen. Die lebensweltliche Nähe war somit gegeben. Der Konfliktanlass (Löcher in der Kleidung) war für sie ebenfalls nachvollziehbar. Der Textauszug von Rock war zunächst durch seine spezielle Orthografie befremdend für die SchülerInnen, was aber ihre Aufmerksamkeit weckte. Zudem führte die gebotene Außenperspektive auf das "typisch Deutsche" zu einer eigenen distanzierten Haltung gegenüber Stereotypen und Vorurteilen. Der Textauszug bietet den SchülerInnen kaum Identifikationsmöglichkeiten durch den Ich-Erzähler. Was die SchülerInnen jedoch an dem Text interessierte, waren die Stereotype oder Vorurteile, die er benennt.
Methodisch beschränkte sich mein Vorgehen weitgehend auf analytische Verfahren. Die Texte wurden unter bestimmten Fragestellungen untersucht und durch Fachtexte ergänzt. Die Fragestellungen bezogen sich auf die zu Beginn des Kapitels von den SchülerInnen genannten Aspekte von Kultur.